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Die Goetheschule Essen ... mehr als Unterricht!

Der Zusatzkurs Geschichte auf den Spuren der jüdischen Schüler der Goetheschule Essen

Das im Jahr 1992 gestartete Projekt „Stolpersteine“ stammt von dem Künstler Gunter Demnig und soll europaweit an die zu der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen erinnern. Die Stolpersteine werden in Form von quadratischen Gedenktafeln aus Messing mit den Namen der vom Terrorregime der Nationalsozialisten verfolgten Menschen, ihren Geburtsdaten und den Daten und Orten der Verfolgung und Ermordung meist vor den letzten frei gewählten Wohnstätten dieser in den Boden eingelassen. In einigen Fällen werden die Stolpersteine auch vor den von den Deportierten besuchten Schulen verlegt.

Unser Projekt begann damit, dass sich Frau Hartings als Stolpersteinbeauftragte des Historischen Vereins der Stadt Essen bei unserer Schule mit dem Anliegen meldete, ob dem Schularchiv noch Informationen über Herbert Weis, einem deportierten ehemaligen Schüler, sowie seinen letzten Wohnort vorliegen.

Da dies nicht der Fall war, kamen Herr Herdemerten, der Lehrer des Zusatzkurses Geschichte in der Q2, und der Historische Verein Essen auf die Idee einen Stolperstein für Herbert Weis vor unserer Schule verlegen zu lassen, da er das Bredeneyer Realgymnasium, so der Name unserer heutigen Goetheschule, besuchte. Schnell wurde der Plan gefasst, auch für die sieben weiteren ehemaligen Schüler der Goetheschule bzw. des Bredeneyer Realgymnasiums, die von dem nationalsozialistischen Terrorregime deportiert und ermordet worden waren, ein Denkmal zu setzen, da wir feststellten, dass die bereits vorhandene Gedenktafel neben dem Kunstraum 34 im zweiten Stock wegen der abgelegenen Lage eher wenig Beachtung findet.

Das Projekt startete bereits vor der Pandemie, musste jedoch aufgrund des ersten Lockdowns auf Eis gelegt werden.

Im Sommer 2021 konnte es wieder aufgenommen werden und wir wurden mit der Aufgabe betraut, Informationen über alle Betroffenen zunächst durch Internetrecherche zu sammeln. Dafür haben wir uns in Gruppen mit dem Leben jeweils eines Schülers beschäftigt.

Durch die Zusammenarbeit mit Frau Hartings bekamen wir die Möglichkeit, auch das Essener Archiv für weitere Recherche zu nutzen. Dadurch erhielten wir Zugang zu den Wiedergutmachungsakten und teilweise auch Geburtsurkunden der acht Schüler. In einigen Fällen konnten zusätzlich Fotografien gefunden werden, die Frau Heup von dem Archiv der Alten Synagoge Essen freundlicherweise zu Verfügung gestellt bekommen hatte.

Nach ausführlicher Sichtung der gesammelten Informationen begannen wir mit dem Erstellen von Lebensläufen und entschieden uns, Plakate mit den wichtigsten Informationen und Fotografien zu designen, um diese im Treppenaufgang der Schule auszustellen.

Es ist geplant, die Lebensläufe bei der Verlegung der Stolpersteine zu präsentieren.

Auch die Fachschaft Kunst hat sich mit dem Thema beschäftigt. Hier geht es weiter...

Jüdische Schüler an der Goetheschule

Kurt Artur Arnstein

Kurt Artur Arnstein

Wir gedenken Kurt Artur Arnstein.

Kurt Artur Arnstein wurde am 23.Oktober 1915 in Essen geboren.

Er besuchte die Goetheschule in Essen-Rüttenscheid. Genaue Daten zu seiner Schulzeit sind nicht vorhanden.

Seine Eltern waren Eduard Arnstein und Paula Kahn. In Kurts Akten im Stadtarchiv Amsterdam ist vermerkt, dass er ein Schmuckhändler war.

Aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten flüchtete er 1936 in die Schweiz. Anschließend führte ihn seine Flucht 1937 in die Niederlande.

Seine erste Adresse in Amsterdam war „Meehrhuizenplein 12-1“, wo er seit dem 11. Mai 1937 wohnte.

Am 23. September 1939 zog er in die „Korte Meerhuizenstraat 15-2“. Danach zog Kurt am 23. Juli 1940 in die Jekerstraat 21-3.

Am 11.Juli 1939 zog Mietje in die Scheldestraat 56-2.

Nur zwei Monate vor ihrer Hochzeit zog Kurt am 1. April 1942 in dasselbe Haus, jedoch in die Wohnung im 1. Stock. Dort lebte er bis zur Hochzeit.

Im Juni 1942 heirateten er und Mietje (Mimi) Abrahamson.

Aus einer Polizeiakte über Mietje Abrahamson (29.04.1918) wird deutlich, dass sie am 1.12.1941 eine Anzeige wegen ihres gestohlenen Fahrrads erstattete. Dabei wurde vermerkt, dass sie als Schneiderin arbeitete.

Das Ehepaar lässt sich in Amsterdam in der Scheldestraat 56-2 im Elternhaus von Mimi nieder, von wo aus sie nur wenige Monate später nach ins „Durchgangslager“ Westerbork deportiert wurden, um von dort aus zwei Tage später am 10. August 1942 nach Auschwitz verschleppt zu werden.

Am 30.09.1942 werden Kurt und Mimi ermordet. Sie wurden nur 26 bzw. 24 Jahre alt.

Quellen

Leo Behr

Lebenslauf Leo Behr

Wir gedenken Leo Behr.

Leo Behr wurde am 31.03.1917 in Essen geboren. Er besuchte von Ostern 1928 bis Ostern 1932 die Goetheschule in Rüttenscheid und verließ diese vor der Erlangung der Reifeprüfung. Er wollte den Beruf des Kaufmanns erlernen, woraufhin er eine kaufmännische Lehre bei der Firma Neumann und Mendel begann. Hier absolvierte er drei Lehrjahre.

Aufgrund der „Arisierung“ musste Leo Behr die Firma im November 1938 verlassen. Während seiner Lehrjahre hatte er vermutlich ein gutes Einkommen.

Kurz vor oder nach der „Arisierung“ der Firma erschien der Vater dort und erklärte, dass sein Sohn nicht mehr am Arbeitsplatz erscheinen könne, da er aufgrund von nationalsozialistischen Gewaltmaßnahmen als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzt wurde.

Am 27.10.1941 wurde er zusammen mit seinem Vater Gustav Behr und dessen Ehefrau Regina Regine Behr ab Düsseldorf in das so genannte Ghetto Litzmannstadt/Lodz in Polen deportiert. Der Grund für die Inhaftierung war, dass er ein Jude war.

Regina Behr wurde am 26. Juni 1944 in Litzmannstadt ermordet.

Sein Vater Gustav Behr wurde am 08. Juli 1944 im Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno in der Nähe der polnischen Stadt Dabie ermordet.

Bereits am 13.05.1942 kam Leo Behr im Alter von nur 25 Jahren im Ghetto Litzmannstadt ums Leben.

Quellen

David Griffel

Lebenslauf Siegfried David Griffel

Wir gedenken Siegfried David Griffel.

Siegfried David Griffel wurde am 1. November 1923 in Gelsenkirchen-Horst als Sohn von Pessia Griffel, geborene Schuhmacher, und Chaim Griffel geboren.

Zusammen mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Max wohnte Siegfried ab 1932 in Essen in der Waldhausenstraße 4. Dort besuchte er die jüdische Volksschule, wo er als Musterschüler galt. Dies bot ihm die Möglichkeit, ab 1934 die Goetheschule mit einem Stipendium zu besuchen. Er galt als hervorragender Mathematiker und musikalisch begabter Violinist.

Mit 14 Jahren wurde Siegfried am 28. Oktober 1938 zusammen mit seinen Eltern im Rahmen der „Polenaktion“ in das Transitghetto Zbaszyn bzw. Bentschen deportiert. Siegfrieds Bruder Max konnte nach Palästina fliehen.

In Bentschen wurden die einreisenden Personen registriert und wer Familie bzw. einen Ort zum Unterkommen hatte, durfte ins Landesinnere weiterreisen. So ging Siegfried mit seinen Eltern nach Nadworna, da dies der Heimatort seines Vaters war und dieser dort noch Familie hatte. Dort versuchte er, seine nun mittellosen Eltern mit Geld aus Nachhilfestunden zu unterstützen, während sein Vater als Tagelöhner im Sägewerk ,,Foresta” arbeitete.

Es ist nicht bekannt, wie genau Siegfried verstorben ist. Mit Wirkung vom 8. Mai 1945 wurde er für tot erklärt. Es wird vermutet, dass Siegfried zusammen mit seinen Eltern bei der Massenerschießung am 1. Januar 1941 am Bahnhof von Nadworna beim Vormarsch der deutschen Truppen ermordet wurde.

Siegfried David Griffel wurde nur 17 Jahre alt.

Quellen

  • Elisabeth Hoffmann: „Und dann wurden wir in die letzte Bank gesetzt.“ – Das Schicksaal der jüdischen Schüler am Realgymnasium in Bredeney und an der Goetheschule in Rüttenscheid. In: Erfahrungen-Begegnungen-Herausforderungen: 100 Jahre Goetheschule Essen. Hrsg. Von Vera Bittner und Patrick M. Goltsche. 1. Aufl. Essen 1999

  • Herrmann Schröter: Geschichte und Schicksal der Essener Juden. Gedenkbuch für die jüdischen Mitbürger der Stadt Essen. Hrsg. Stadt Essen. 1980

  • Wiedergutmachungsakte 158/G603. Stadtarchiv Essen

  • Archiv der Alten Synagoge Essen

  • Gedenkbuch der Alten Synagoge

  • Zum Download des gesamten Berichts mit Fotos

Kurt Rudolf Kern

Kurt Rudolf Kern

Wir gedenken Kurt Rudolf Kern.

Kurt Rudolf Kern (in manchen Quellen auch Kurt Rolf Kern oder Curt Kern geschrieben) wurde am 22. März 1921 als einziger Sohn von Mathilde Kern, geborene Wolff, und Otto Kern in Landau in der Pfalz geboren.

Seine Eltern erzogen ihn streng jüdisch. Sein Vater war als Kaufmann tätig. Er war als Handlungsagent in Textilien beschäftigt. 1930 zog die Familie nach Essen in die Papestraße 42, eine weitere mögliche angegebene Adresse ist die Moorenstraße 14.

Zur Osterzeit im Jahr 1931 kam Kurt als Schüler der fünften Klasse auf die Goetheschule Essen-Rüttenscheid. Er ging mit Ernst Krombach in eine Klasse. Von seinem Sitznachbar und gutem Schulfreund Hans Kilian wird er als „schmächtiger Junge mit sehr kurz geschnittenen rot braunen Haaren und einem winzig kleinen Gesicht voller Sommersprossen“ beschrieben.

Des Weiteren beschreibt Hans Kilian ihn als ängstlich und leicht aus dem Konzept zu bringen. Vermutlich hatte er Angst vor der antisemitisch motivierten Feindseligkeit ihm gegenüber. Für Soldatenspiele, die damals üblich waren, hatte er nichts übrig. Er fand Zigarettenbilder mit Filmschauspielerinnen und Schönheitsköniginnen viel schöner, als solche mit Uniformen und Soldaten.

Manche Lehrer, insbesondere der antisemitisch eingestellte Oberstudienrat Störling, der von der sechsten bis zur achten Klasse in Latein und evangelischer Religionslehre Unterricht in Kurts Klasse gab, tätigte immer wieder antisemitische Äußerungen wie z.B., dass bestimmte Schüler in diese Schule „in Wirklichkeit nicht hineingehören“. Auch von seinen Mitschülern wurde Kurt oft gehänselt. Er wurde aufgrund seines Aussehens von Schülern „Spitzmaus“ genannt und litt, laut Hans Kilian, sehr darunter. Er kämpfte zunehmend darum, ernst genommen zu werden, so spielte er einmal mit sehr viel Eifer bei einem Fußballspiel mit und verschaffte sich dadurch bei seiner Klasse etwas Anerkennung.

Ab Herbst 1932 verschlechterte sich das Schulklima immer weiter, was für Kurt zunehmend belastender wurde. So gab Störling „Gesinnungsunterricht“, auf den Kurt mit zunehmender Angst reagierte, besonders wenn er nach Hausaufgaben gefragt wurde. Insgesamt erfuhr er in seiner gesamten Schulzeit sehr viele Demütigungen von Lehrern und Mitschülern.

Im Frühling 1933 lief Kurt Kern mit seinem Schulfreund Hans Kilian die Rüttenscheider Straße entlang. Sie kamen an einem Schaukasten mit Bildern zum Thema „Die Juden sind unser Unglück“ vorbei. Kurt Kern reagierte darauf, indem er bemerkte, dass alle gegen ihn seien und keiner helfe, wenn es darauf ankomme.

Im Jahre 1939 wurden Kurt und seine Eltern in ein „Judenhaus“ in der Ruhrau 40 eingewiesen und am 18. April 1942 wurden sie schließlich in das mit Stacheldraht umzäunte Barackenlager Holbeckshof in Essen-Steele verschleppt. Dieses Lager war Ausgangs- und Sammelpunkt für die Deportationen von Essener Juden. Die meisten Bewohner wurden von dort aus ins Transit-Ghetto Izbica und nach Theresienstadt deportiert. Auch Kurt und seine Familie wurden von dort aus am 15. Juni 1942 in das Transit-Ghetto Izbica mit 62 anderen Juden gebracht.

Das Transit-Ghetto Izbica lag in Polen, südöstlich von Lublin. Es diente als Durchgangsstation in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor.

Kurt Kern wurde vermutlich von Izbica ins Konzentrationslager Sobibor deportiert, wo er ermordet wurde. Das Lager lag ganz im Südosten von Polen. Die Juden dort erstickten größtenteils in Gaskammern durch Motorgase. 250.000 Juden wurden in den Gaskammern ermordet, darunter auch Kurt Kern. Er wurde am 8. Mai 1945 für tot erklärt. Er starb aber vermutlich im Jahr 1942.

Er wurde nur 21 Jahre alt.

Quellen

Ernst Arthur Krombach

Ernst Arthur Krombach

Ernst Arthur Krombach

Wir gedenken Ernst Arthur Krombach.

Ernst Arthur Krombach wurde am 17. September 1921 als Sohn des Rechtsanwaltes Dr. David Krombach und seiner Ehefrau Minna in Essen geboren und wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Die Familie Krombach wohnte in der Max-Fiedler-Straße 26. Gemeinsam mit seinem Bruder Heinz erlebte Ernst eine sorglose, unbeschwerte Jugend. Bis zum zehnten Lebensjahr besuchte er die jüdische Volksschule in der Sachsenstraße. Anschließend wechselte er dann auf die Goetheschule, die sich damals in der Alfredstraße befand. Im Jahre 1937 zwang man ihn, die Schule mit dem"Einjährigen" zu verlassen, da man jüdischen Schülern kein Abiturzeugnis aushändigte.

Ernst ging daraufhin nach Berlin, um in einem chemischen Labor ein Praktikum zu absolvieren. Dort erlebte er am 9. November 1938 die Reichspogromnacht. Anschließend kehrte er nach Essen zurück. Anfang 1939 begann Ernst ein landwirtschaftliches Praktikum auf der vom „Centralverein deutscher Bürger jüdischen Glaubens“ eingerichteten Gartenbauschule in Ahlen bei Hannover. Im gleichen Jahr floh sein Bruder Heinz nach Argentinien. Ernst dagegen blieb mit seinen Eltern in Deutschland, um auf ein amerikanisches Visum zu warten. 1940 war er wieder in Essen und engagierte sich aktiv in der jüdischen Gemeinde. Die Nationalsozialisten verpflichteten ihn - wie viele Essener jüdischen Glaubens- zu Zwangsarbeit. Am 22. April 1942 wurde er gemeinsam mit seinen Eltern nach Izbica deportiert. Ernst schrieb an seine Freundin Marianne Strauß: „Ich habe den Willen durchzukommen.“ Dennoch wurde er im selben Jahr ermordet. Seine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Sein Bruder überlebte in Argentinien.

Es existiert nur eine einzige wirkliche Schilderung der Lebensverhältnisse in Izbica aus Sicht der Deportierten. Sie wurde von Ernst Krombach geschrieben und ist zugleich ein Zeugnis der Beziehung zwischen Ernst Krombach und Marianne Strauß aus Essen.
Die beiden jungen Leute hatten sich verliebt, verlobt und wollten heiraten. Als Ernst Krombach im Frühjahr 1942 die Deportationsanordnung bekam, überlegte das Paar, ob es nicht besser zusammenbleiben sollte, um ein gemeinsames Schicksal zu teilen. Das wäre jedoch nur gegangen, wenn Marianne Strauß ihre Familie verlassen und sich freiwillig zur Deportation gemeldet hätte. Marianne wäre vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgekommen, wenn Ernst die Lebensumstände im Osten als erträglich beurteilt hätte. Dies lässt sich in einem regelmäßigen Briefaustausch der beiden nachlesen.

Brief aus Izbica (22.08.1942)

Brief aus Izbica (22.08.1942)

Meine Liebste, Allerliebste!

Meine Gefühle und Freude kannst Du Dir sicher vorstellen! Das Mitgebrachte, das uns der Sorge für die nächste Zeit ums tägliche Brot enthebt. Das Erzählen und Erleben, alles auf einmal läßt so eine gehobene Stimmung und natürlich auch unbewußte Erregung aufkommen. […] Die Schwierigkeitenund Gefahren sind sehr groß, eine schlechte Möglichkeit, mich dort aufzuhalten bei der genaueren Statistik und Kontrolle und Ungewissheit für welche Dauer. Das Wichtigste und Unmögliche daran aber, daß ich meine Eltern in allergrößte Gefahr, d. h. wie die Erfahrung es bisher bewies in direkte Lebensgefahr bringe. […]

Furchtbar ist es, daß ich Dir nicht helfen kann und Dir im entscheidenden Moment - einer evtl. Evakuierung- nicht zur Seite stehen kann. […]

Das Strafgesetzbuch ist schnell zu erzählen: Todesstrafe: Henkersleute, die die Armen heranschleppen und zum Teil auch ausfindig machen, sind Juden. Verboten ist hier alles und die Strafe wie oben erwähnt: Verlassen des vorgeschriebenen Quartiers vor 7 oder nach 19 Uhr. Handeln und Einkauf oder Verkauf oder Sprechen mit polnischen Ariern. Backen von Brot. […]

Der 2. Transport kam auch aus der Tschechoslowakei und damit waren auch bis heute die Posten und Pöstchen besetzt. Dann kamen die Transporte nacheinander: Aachen, Nürnberg,

Aachen-Düren, Breslau, Essen, Stuttgart, Frankfurt, 2 x Slowakei, 2 x Theresienstadt usw. […] Für heute eine gute Nacht! Wie werde ich wohl schlafen?

Innigst,

Ernst

Brief (21.04.1942)

Brief (21.04.1942)

Jeanne!

Die letzte Nacht in der Wohnung und damit wohl auch noch einmal etwas »Ruhe«. Ein ungewöhnlich hartes Schicksal haben wir zu tragen. Darüber haben wir ja keine Zweifel.

Es wird uns sicher schwer fallen, nun plötzlich in schwierigerer Lage noch alleine sein zu müssen; besonders da wir zuletzt täglich zusammen waren und dem Zusammenleben in

einer Ehe sehr nahe kamen. Was könnte uns auch anderes erfüllen! […]

Liebes, »Geliebte«.

Ständig werde ich bei Dir sein, das mußt Du wissen und fühlen. […] Ich möchte hoffen, daß Du möglichst schnell Deutschland verlassen kannst. Wenn auch eine größere räumliche Trennung, so doch eine viel größere Beruhigung für mich. Wir werden und müssen uns wiederfinden! […] Dein Ernest

(In einem unbewachten Augenblick- eine Frau überlebt im Untergrund, Mark Roseman)

Quellen

  • „Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust“;Steffennschen. Berlin 2018

  • „Ernst Krombach & seine Deportation in das ‚Transitghetto‘ Izbica“, Joachim Schröder; Vortrag am 03.04.2017 in Düsseldorf

  • Gedenkbuch Alte Synagoge, Artikel über Ernst Krombach verfasst von Ulrike Sarunski im Juli 1989

  • In einem unbewachten Augenblick – Eine Frau überlebt im Untergrund“; Mark Roseman; Berlin 2002

  • Zum Download des gesamten Berichts mit Fotos

Heinz Wolfgang Nassau

Heinz Wolfgang Nassau

Wir gedenken Heinz Wolfgang Nassau

Heinz Wolfgang Nassau wurde am 27.11.1908 in Rüttenscheid geboren. Seine Eltern waren Gustav Nassau, Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde, und Lilli Nassau. Heinz hatte zwei jüngere Geschwister, die 1910 geborene Ruth Auguste und den 1913 geborenen Reinhard Fritz Bernhard.

Die Untersekundarstufe beendete Heinz an der Goetheschule. Heinz überlegte eine kaufmännische Karriere einzuschlagen und fing daher mit einer Lehre bei der Firma H&L in Freudenberg an. Er unterbrach die Lehre und besuchte stattdessen die Webeschule in Aachen. Heinz erlangte sein Abitur 1930 als Internatsschüler am „Deutschen Kolleg“ in Godesberg.

In Heidelberg begann er das Jurastudium , musste dieses jedoch aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ abbrechen und als einer von vielen jüdischen Studenten die Universität verlassen.

Mit 28 Jahren zog er nach Holland, um in der Firma eines Onkels zu arbeiten. Nach dem Verkauf der Firma kehrte Heinz wieder nach Deutschland zurück und arbeitete im „Jüdischen Jugendheim“ (Essen) als Bibliothekar.

Bereits zu Beginn des Hitler-Regimes war die Familie Nassau darum bemüht, ins Ausland und damit auch in Sicherheit zu gelangen. Seine Schwester Ruth erhielt 1934 eine Reisegenehmigung ins sichere Palästina und Reinhard 1936 eine zur Ausreise nach Südafrika.

Nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ floh Heinz noch am 10. November in die Niederlande, da das gesamte Eigentum der Familie Nassau den Brandstiftungen zum Opfer gefallen war. Im Jahr darauf gelang es seiner Mutter, ihrem jüngsten Sohn Reinhard nach Südafrika zu folgen.

In den Niederlanden arbeitete er am „Huis Oosteinde“, welches deutsche Emigranten sozial und kulturell betreute. Auch privat half er so vielen Menschen wie möglich bei der Flucht aus Deutschland. Nachdem im Mai 1940 die deutsche Wehrmacht in Holland einmarschiert war, wurde Heinz ab 1941 unter dem Pseudonym „ORA“ journalistisch für die Widerstandsorganisation „Vrij Nederland“ tätig und veröffentlichte Artikel. Er beschaffte auch Ausweispapiere für die Flüchtlinge zum Schutz vor der Deportation.

Während die Gestapo Heinz (ORA) auf der Spur war, entging er nur knapp einer Verhaftung und tauchte unter. Im Untergrund verfasste er am 6.9.1943 einen Abschiedsbrief, adressiert an seine Mutter und Geschwister. Da Mitglieder des „Jüdischen Rats“ und ihre engsten Angehörigen nur geringen Schutz vor der Deportation hatten, heiratete Heinz Lotte R. im Jahr 1942 zum Schein. Eng befreundet war er jedoch mit Mieke, die ebenfalls für „Vrij Nederland“ tätig war und später verhaftet und ermordet wurde. Bevor ihn seine Reisegenehmigung nach Südafrika erreichte, wurde er in Amsterdam von der Gestapo verhaftet.

In Westerbork gelang es ihm durch einen vorgetäuschten, aber dennoch gefährlichen Treppensturz eine Gehirnerschütterung vorzutäuschen, wodurch er in das weniger bewachte Lazarett gelangte. Seine mögliche Flucht scheiterte daran, dass verschiedene Leute, darunter auch Teile der Organisation „Vrij Nederland“, aneinander vorbeigeplant hatten und sich trotz bester Absichten gegenseitig behinderten. Am 19. Oktober 1943 wurden alle Lazarettgefangenen nach Auschwitz abtransportiert. Heinz Wolfgang Nassau starb vermutlich noch im selben Monat. Nachträglich wurde sein Tod jedoch auf den 19.3.1944 datiert.

Quellen

  • „Gedenkbuch Alte Synagoge“, Artikel von Birgit Maluche (Januar 1992)

  • Wiedergutmachungsakte von Heinz Wolfgang Nassau, 158/200

  • Archiv: Essener Haus der Geschichte

  • Joods Monument (Eintrag zu Heinz Wolfgang Nassau)

  • Zum Download des gesamten Berichts mit Fotos

Werner Schüler

Werner Schüler

Hier lernte

Hans Werner

Schüler

Jg. 1901

Deportiert 1942

Transit-Ghetto Izbica

Ermordet

Wir gedenken Hans Werner Schüler.

Hans Werner Schüler wurde am 07.07.1901 in Essen geboren. Sein Vater war der Facharzt Dr. med. Leonhard Schüler, geboren am 31.08.1873, gestorben am 20.09.1928. Er war Besitzer einer Praxis in der Bahnhofstraße 20 in Essen. Hans` Mutter war Hedwig Julie Schüler geb. Anschel. Sie wurde am 05.08.1880 in Wuppertal-Barmen geboren und im April 1942 im Transit-Ghetto Izbica ermordet.

Hans Werner Schüler hatte eine jüngere Schwester namens Lore Margarete Camnitzer, geb. Schüler, welche am 01.05.1905, ebenfalls in Essen geboren und am 03.09. 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Sie heiratete am 02.08.1983 Alfred Camintzer (*30.11.1889). Mit ihrem Ehemann hatte sie eine gemeinsame Tochter namens Maud Lilian Camnitzer (*07.03.1939 The Hague). Beide wurden mit Lore Camnitzer nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Für alle drei wurden bereits Stolpersteine in Alermo in den Niederlanden verlegt, wohin sie vor ihrer Deportation geflohen waren.

Weitere bekannte Verwandte sind seine Großeltern väterlicherseits, Hermann und Emma Schüler, sowie Paul, Oskar und Helene Schüler, welche die Geschwister seines Vaters waren. Die Eltern seiner Mutter trugen die Namen Julius und Clara Anschel und hatten außer Hedwig Julie drei weiter Kinder namens Ernst und Hans Anschel sowie Emmy Schönewald.

Hans Werners Elternhaus befand sich in der Pelmanstr. 42 und war Eigentum seiner Familie.

Er besuchte das Realgynnasium in Bredeney und absolvierte dort im Jahr 1920 sein Abitur.

Nach seinem Abschluss arbeitete er als Musiklehrer in Essen. Während seiner Berufslaufbahn wechselte er oft seinen Wohnort. Am 12.5. 1939 musste er in das „Judenhaus“ in der Emmastraße 57 ziehen.

Ein Jahr zuvor erhielt er zwangsweise den Beinamen Israel.

Im Frühjahr 1942 wurde er gemeinsam mit seiner Mutter während einer Deportationswelle der Nationalsozialisten in das Transit-Ghetto Izbica gebracht und dort noch im selben Jahr ermordet.

Quellen

Herbert Weis

Herbert Weis

Wir gedenken Herbert Weis.

Herbert Weis wurde am 16.12.1913 als Sohn von David Weis in Krefeld geboren und zog in den folgenden Jahren mit seiner Familie nach Essen. Er besuchte das Realgymnasium in Bredeney und erhielt Ostern 1933 das Zeugnis der Reife mit der Gesamtnote gut. Er emigrierte am 28.09.1933 nach Frankreich.

Dort fing er 1935 an zu studieren, zunächst an der Univerität von Toulouse. Er erhielt am 02.04.1938 das “Diplom de Licensie es Sciences” und studierte in den darauffolgenden Jahren 1938/1939 Aeronautik und rationelle Mechanik an der Universität in Paris. Er erhielt ebenfalls ein Stipendium der renommierten Harvard-Universität für die Jahre 1939/1940, konnte dieses allerdings wegen des Kriegsausbruchs nicht wahrnehmen.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges zog er in die Niederlande, wo er am 05.08.1942 Gertruide Cohen (geb. 12.06.1921 Den Haag) heiratete. Die beiden wohnten unter anderem in der Uiterwaardenstr. 24 in Amsterdam. Allerdings musste er in den Niederlanden ab dem 02.05.1942 den Judenstern tragen und wurde dort ebenfalls verfolgt. Schließlich wurde er am 17.07.1943 verhaftet und in das Transitghetto Westerbork eingewiesen. Am 20.07.1943 wurde er daraufhin in das Konzentrationslager Sobibor in Polen deportiert und drei Tage später, am 23.07.1943, getötet.

Seine Frau Gertruida überlebte den nationalsozialistischen Terror und zog später nach Australien, wo sie Anträge auf Wiedergutmachung stellen konnte, da Herbert Weis eine weitreichende akademische Karriere verwehrt wurde. Herbert Weis wurde nur 29 Jahre alt.

Goetheschule Essen

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Telefax: +49 201 8411726

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