Strom- und Trafokästen in Bredeney
Einer der Kunstkurse der EF hatte Anfang Mai die Gelegenheit, Strom- und Trafokästen an unterschiedlichen Stationen in Bredeney zu gestalten. Angestoßen durch die Bredeneyer Werbegemeinschaft I love BRDNY, vertreten durch Frau Jürgensen und Frau Clauß, und in Zusammenarbeit mit dem Essener Künstler Sharyar Azhdari, der auch das Material zum Projekt spendete, entstanden farbenfrohe Graffitis auf den vormals eher unansehnlichen Verkleidungen der Strom- und Trafokästen vor der Goetheschule und entlang der Bredeneyer Straße.
Nicht alle Betreiber, die zuvor angeschrieben worden waren, erteilten ihre Genehmigung, sodass letztendlich die Stadtwerke Essen und Westnetz als Eigentümer für 4 Stationen zustimmten.
Das dreitägige Projekt startete an Tag 1 im Atelier und Ausstellungsraum des Künstlers Sharyar Azhdari mit einem ersten Kennenlernen, das sehr herzlich ausfiel, sodass aus Herrn Azhdari schnell Shary wurde, der bereitwillig erklärte und dem man alle möglichen Fragen zu seiner Arbeitsweise und zu seinen Arbeiten stellen konnte. Die Schülerinnen und Schüler hatten Gelegenheit, die dort ausgestellten Werke des Künstlers im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, denn Anfassen war nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Shary, der Collagen und Graffitis mit Acrylfarben, Farbe aus Spraydosen und Schablonen, Glitter und eingearbeiteten dreidimensionalen Werkstoffen erarbeitet, transportiert nicht nur ein visuelles, sondern auch ein haptisches Kunsterleben. Im Gespräch über seine Werke, Themenbereiche und Sujets, war er stets an den Aussagen der Schülerinnen und Schüler interessiert, forderte Kritik von ihnen und zeigte sich offen für deren Urteile. Interessant war es zudem, einen Künstler aus kurzer Distanz zu erleben, in seine Biografie und seinen Werdegang einzutauchen, sodass die Inhalte seiner Bilder nachvollziehbar wurden. „Helden meiner Jugend“, von Dagobert Duck über Bud Spencer bis hin zu Audrey Hepburn, oder „HeimaRt“, Werke, die Wahrzeichen von Essen oder des Ruhrgebiets aufgreifen und in die kleine Stücke Kohle aus der ehemaligen Zeche Zollverein eingearbeitet sind, illustrieren so auch Sharys eigene Geschichte, denn er ist selbst ein Essener Urgestein, aufgewachsen in Essen, unmittelbar neben der Zeche Zollverein.
Am zweiten Tag des Projektes hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Atelier den Werkraum zu besuchen und gewannen einen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers. Shary erklärte den Gebrauch unterschiedlicher Farbspraydosen, mit mehr oder weniger Druck befüllt, sodass sich das Sprayverhalten verändert, und verschiedener dazugehöriger Caps. Die Caps, vielfach variierende Sprühköpfe für die Farbdosen, erlauben je nach Ausführung einen flächigen, breiten oder bis hin zu einem linear schmalen Farbauftrag für zum Beispiel Konturen. Es kann je nach Cap lediglich ein feiner Farbnebel verteilt oder gezielt großflächig gearbeitet werden. Sogar Caps, die in Form von Doppelherzchen sprühen, waren dabei. Unter fachkundiger Anleitung durfte jeder das Sprayen ausprobieren und die Arbeit mit einer Schablone üben. Schnell waren zum Abschluss des zweiten Tages Ideen gesammelt, was die einzelnen Stromkästen verzieren sollte und mit welchen Farben die Teams arbeiten wollten.
Der dritte Projekttag startete dann direkt an der Goetheschule. Nach kurzer Lagebesprechung begaben sich die Teams zu ihren jeweiligen Stationen, ausgestattet mit Klebeband, Handschuhen, Masken, Eimern, Spachteln, Lappen und Bürsten, denn zunächst mussten die Strom- oder Trafokästen von grobem Schmutz und Aufklebern gereinigt werden. Eine Schülergruppe erntete schon bei diesen vorbereitenden Arbeiten großes Lob einer Anwohnerin, das sie den „jungen Herren“ dafür zollte, dass sie „das schmutzige Ding“ putzen.
Nach der gründlichen Reinigung mussten Funktionsteile wie Griffe und Lüftungsschlitze an den Kästen oder auch Eigentümer- und Sicherheitsaufkleber sorgfältig abgeklebt werden, so verlangten es die Vorgaben der Firmen. Shary und Frau Schnell betreuten anschließend die Sprayarbeiten. Der bunte Van des Künstlers tourte von Station zu Station, lieferte Unmengen an Farbdosen an die einzelnen Gruppen, sodass mit jedem neuen Farbauftrag die ehemals unansehnlichen Kästen zu wahren Kunstwerken wurden. Verschiedenste Schablonen, mit denen er auch selbst seine Bilder erstellt, hatte der Künstler mitgebracht, aber auch neu angefertigte Schablonen nach Ideen der Schülerinnen und Schüler, wie etwa die Goetheschule, die Postleitzahl von Bredeney oder eine Straßenbahn der Linie 108.
Das Wetter spielte an diesem Tag wunderbar mit, sodass die Farben schnell trockneten und Farbauftrag auf Farbauftrag zügig erfolgen konnte. Am Nachmittag waren dann alle Stationen fertig, die Gestaltung der Kästen wurde versiegelt und es wurde aufgeräumt.
Insgesamt war es ein einmaliges Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler, etwas im eigenen Stadtteil künstlerisch zu gestalten und einmal mit einem Künstler zusammenzuarbeiten. Es entstanden vier hoffentlich lang erhalten bleibende, fröhlich bunte Werke und man war sich einig, einer Wiederholung an anderer Stelle wäre man nicht abgeneigt, wenn sich die Gelegenheit zur weiteren Gestaltungsmöglichkeit ergibt.
