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Mit Eisvögeln unterwegs - Philosophische Streifzüge durch die europäische Kultur und Natur

Zur Freude aller Philosophen und Philosophinnen der Stufen 10-12 und insbesondere von Frau Kretschmann hielt am 31. Januar 2018 Prof. Dr. Ingensiep von der Universität Duisburg- Essen bereits zum neunten Mal in unserer Schule einen interdisziplinären Vortrag.

In Ägypten wurde der Eisvogel bereits als göttlicher Vogel angesehen und ist auf Grabmälern gemeißelt zu finden. Während der Vorsokratiker Empedokles zum erstmals einen Naturkreislauf darstellte, glaubte das Volk, dass Götter die Natur und das Schicksal bestimmen. Aristoteles, der Universalgelehrte der Antike, war der Erste, der den Eisvogel wissenschaftlich untersuchte.

Bei Ovid wurde ein Ehepaar wegen seiner Liebe und Treue in Eisvögel verwandelt, der Platons Idee vom Wahren, Guten und Schönen entspricht und im Mittelalter zu einem Symbol für Gottvertrauen, Frieden und Unschuld wurde. Darum trägt Maria bis heute auf Gemälden immer einen blauen Mantel. Auf einem Gemälde von Bosch diente der Eisvogel als moralischer Beobachter.

In der Neuzeit entstand die Ornithologie (Vogelkunde). Im achtzehnten Jahrhundert wurde in der Physikotheologie die Natur als Evangelium Gottes und die Vögel als gute Mitgeschöpfe angesehen. Nachdem Buffon weltweit 30 Eisvögel entdeckt hatte, wurde die These aufgestellt, dass die europäische Spezies lediglich ein klimaresistenter Exotsei, welcher sich immigriert habe. Nach Darwin entstehen die verschiedenen Arten durch Selektion. Kreationisten hingegen glauben bis heute, dass hinter dieser Artenvielfalt ein intelligenter Schöpfer stecken muss. Da aber fast alle Eisvögel in sehr kalten Wintern in zugefrorenen Gewässern keine Nahrung finden und verenden, widerlegt der Eisvogel die Kreationisten.

In der Aufklärung galt der „Immigrant“ als natürlicher Wilder, der im Unterschied zu anderen Exoten nicht im Käfig gehalten werden konnte. Im späten 19. Jahrhundert wurden dann durch die ersten Kameras Fotos vom Eisvogel geschossen, sodass man sie außerhalb der freien Wildbahn nicht mehr nur noch auf Gemälden betrachten konnte. Als Anfang des 20. Jahrhunderts Eisvögel erstmals in das Visier des Jagdsports gerieten und von Anglern als Konkurrenten angesehen wurden, wurde ihr Fortbestand stark bedroht. So gab es Konflikte zwischen Naturnutzern und Naturschützern. Einer dieser Schützer war Wilhelm Schuster, der für seinen Einsatz 1942 im KZ Sachsenhausen getötet wurde. Prof. Ingensiep erfuhr erst am Ende seines Biologiestudiums, dass sein Professor für Ornithologie früher als Mitglied der Waffen-SS im KZ Auschwitz Vogelstudien betrieben und das Elend der Häftlinge ausgeblendet hatte.

In der BRD steht der Eisvogel unter Naturschutz. Der Deutsche Naturschutzbund, NABU, wählte den Eisvogel 1973 und 2009 zum "Vogel des Jahres".

Professor Ingensiep hat es erneut geschafft, uns Schülern die Philosophie von einer völlig anderen Seite zu präsentieren und unser Wissen auf sehr anschauliche Art und Weise zu erweitern. Wenn wir einen der "fliegenden Edelsteine" an der Ruhr entdecken, wissen wir durch seinen Vortrag, dass das Wasser sauber ist. Vielen Dank!

Charlotte Frick, Jonas Hansen (Abitur 2018)

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